Bürgerinitiative überreicht 1.471 Unterschriften gegen die Nordtrasse

Am Mittwoch, den 7. Juli 2021 überreichten die Sprecher der Interessengemeinschaft gegen die Starkstromtrasse Nord (IGM) Haimhausen 1.471 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich gegen die geplante Nordtrasse einer neuen Starkstromverbindung zwischen dem Ortskern von Haimhausen und dem Ortsteil Inhauser Moos wehren, an Peter Felbermeier, Bürgermeister von Haimhausen. Anwesend waren zahlreiche Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, aber auch Michael Schrodi, SPD-Abgeordneter des Deutschen Bundestags.

Übergabe der Unterschriften der BI Haimhausen
Dagmar Diepold und Michael Kausch überreichten Unterschriften und Stellungnahme an Bürgermeister Felbermeier

„Eigentlich hatten wir uns 500 Unterschriften zum Ziel gesetzt“ erläuterte Herbert Groß von der Bürgerinitiative bescheiden seine Ambitionen. „Dass es dann fast drei Mal so viele geworden sind, hat uns eigentlich auch überrascht“. Und Co-Sprecher Michael Kausch ergänzte: „Das ist ein tolles Team engagierter Bürgerinnen und Bürger, das trotz der Pandemie in den letzten Monaten diese Unterschriften mit viel Mühe gesammelt hat. Nun ist es aber an der Zeit die Ergebnisse dieser Mühen über die Gemeinde an die Bezirksregierung von Oberbayern weiterzureichen, denn dort werden nun in einem Raumordnungsverfahren die Weichen gestellt, wo künftig die 85 Meter hohen Strommasten stehen werden, ob in der Nähe der alten Bestandstrasse oder völlig neu auf der sogenannten Nordtrasse.“

Bürgerinitiative vor dem Rathaus Haimhausen
Zahlreiche Gemeinderätinnen und Gemeinderäte unterstützten die Bürgerinitiative mit ihrer Anwesenheit.

Neben den Unterschriften übergab die Bürgerinitiative auch eine eigene Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren an die Gemeinde Haimhausen.

Bürgermeister Peter Felbermeier versprach Unterschriften und Stellungnahme der Bürgerinitiative an die Bezirksregierung weiterzureichen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger engagiert zu vertreten.

Schrodi und Felbermeier
MdB Michael Schrodi (SPD) und BM Peter Felbermeier (CSU)

Auch MdB Michael Schrodi bot seine Unterstützung an: „Wenn wir in Berlin irgendetwas für Euch tun können, dann könnt Ihr auf meine Unterstützung bauen.“

Stellungnahme der Interessengemeinschaft gegen die Starkstromtrasse Nord (IGM) zum Raumordnungsverfahren

Stellungnahme der Interessengemeinschaft gegen die Monsterstromtrasse Nord (IGM) im Rahmen des Raumordnungsverfahrens zum Ersatzneubau einer 380/220-kV-Leitung Oberbachern – Ottenhofen

Haimhausen, 01. Juli 2021

Die unterzeichnenden Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Haimhausen plädieren nachdrücklich gegen eine Realisierung der sogenannten Korridorvariante Haimhausen Nord im Streckenbereich der Masten 31 bis 43 der Bestandsleitung:

Begründung

1. Die Notwendigkeit eines Ausbaus der Bestandstrasse stellen wir nicht grundsätzlich in Frage.

2. Alle derzeit im Raumordnungsverfahren diskutierten Trassenvarianten auf dem Gebiet der Gemeinde Haimhausen sind mit erheblichen Nachteilen für die Menschen in Haimhausen verbunden. Beide Varianten vernichten wertvolle Naturlandschaft. Dabei überwiegen die Nachteile der Nordtrasse alle Alternativen.

3. Die Nordvariante würde einen erstmaligen Eingriff in bislang weitgehend unverbaute Landschaft bedeuten. Die Gemeinde Haimhausen leidet bereits unter einem erheblichem Siedlungsdruck und damit einhergehend unter einem Druck auf einen Ausbau damit verbundener Infrastrukturen. Die Nordtrasse würde ein bislang unverbautes Gelände zerschneiden, dem Gebot der Bündelung linearer Infrastrukturen widersprechen, ohne zugleich eine Auflösung der bislang genutzten Bestandsleitung zu erlauben (vgl. Umweltverträglichkeitsstudie 5.7.5).

4. Verschärfend kommt hinzu, dass diese bislang unverbaute Landschaft fast vollständig im Bereich eines Landschaftsschutzgebietes liegt.

5. Ein sehr hoher Wert kommt in diesem Zusammenhang der Landschaftsbildeinheit „Heidelandschaft Mallertshofer Holz“ und der unverbaubaren Aussicht auf die Münchner Schotterebene und das Alpenpanorama von diesem wichtigsten Haimhausener Ortseingang zu. Hier liegt nicht nur eines der bevorzugten Spazier- und Radwegegebiete der Bürgerinnen und Bürger Haimhausens, sondern dies ist auch das Aushängeschild der Gemeinde gegenüber dem Ballungszentrum München. Die geplante Nordtrasse würde dieses Landschaftsbild völlig zerstören.

6. Der Wert dieser Fläche als Naherholungsgebiet wird in den kommenden Jahren noch zunehmen, da der Siedlungsdruck und die Gemeindeentwicklung sich auf die Ortsrandlagen in Richtung Nordtrasse konzentriert. Die Nordtrasse würde das wichtigste gut erreichbare ortsnahe Naherholungsgebiet und das zentrale imagebildende Portal des Ortes gegenüber der Landeshauptstadt zerstören.

7. Die Nordtrasse würde südlich von Deutenhausen auf einer Fläche von 1,6 ha einen nach Art. 10 des BayWaldG besonders schutzwürdigen Schutzwald queren und weitgehend zerstören (vgl. Umweltverträglichkeitsstudie 5.10.5). Da im Gegensatz zu alternativen Trassenverläufen keine Ausgleichsflächen entstehen, kann auch keine alternative Aufforstung an anderer Stelle diesen Schaden ansatzweise heilen.

8. Der Flächenverbrauch der Nordtrasse ist signifikant größer, als der Flächenverbrauch alternativer Trassen (0,26 ha zu 0,22 ha; vgl. Raumverträglichkeitsstudie 6.6.3). Dies gilt umso mehr, als ein direkter Vergleich der Flächenverbräuche die Chance einer Wiederaufforstung aufgelöster Bestandstrassen nicht berücksichtigt. Eine solche Wiederaufforstung wird aber bei einer Realisierung der Nordtrasse nicht möglich sein (vgl. Raumverträglichkeitsstudie 6.4.3). Die Nordtrasse benötigt also nicht nur drei Masten mehr als alternative Trassen. Es würden auch acht Masten der Bestandsstrecke stehen bleiben. Wir vermuten, dass hier nochmals 1.300 bis 1.500 qm Ausgleichsfläche verloren gehen würden.

Zusammenfassung

Auch die Alternativen zur Nordtrasse sind aus unserer Sicht nicht optimal. Insbesondere die Eingriffe in die Aumoor- und Moorböden der Südtrasse sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Die weitaus meisten Argumente aber sprechen eindeutig gegen die Nordtrasse: es gibt keine Ausgleichsflächen und es würde eine bislang unberührte für Natur und Naherholung wertvolle und nicht zu ersetzende Landschaft unwiederbringlich zerstört – in einer ohnehin vom Siedlungsdruck latent gefährdeten Region.

Wir wehren uns deshalb mit aller Kraft gegen die Zerstörung unserer an dieser Stelle noch weitgehend intakten Heimat.

Raumordnungsverfahren Haimhausen Stellungnahme

Raumordnungsverfahren eingeleitet

Die Regierung von Oberbayern hat mit Schreiben vom 14. Juni an die betroffenen Gemeinden nun das Raumordnungsverfahren zur geplanten 380/220-kV-Leitung Oberbachern – Ottenhofen, die Alternative Nordtrasse ist auch als „Monstertrasse“ bekannt, eingeleitet.

ROV

In diesem Verfahren überprüft die Regierung von Oberbayern als höhere Landesplanungsbehörde das Vorhaben auf seine Raumverträglichkeit. Bürgerinnen und Bürger haben ausdrücklich das Recht ihre „Wünsche, Anregungen und Äußerungen“ über die Gemeinde in das Verfahren einzubringen. Hierzu haben wir bis Ende Juli Gelegenheit.

Monstertrasse Übersichtsplan
Übersichtsplan. Quelle:  Reg.v.Oberbayern. Raumordnungsverfahren. TenneT

Wir, die „Interessensgemeinschaft gegen die Monstertrasse“, setzen uns seit vielen Monaten gegen die Nordtrasse ein. Wir beschäftigen uns nun intensiv mit den Unterlagen zum Raumordnungsverfahren, die heute schon für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger bei der Regierung von Oberbayern online unter der folgenden Adresse zugänglich sind:

https://www.regierung.oberbayern.bayern.de/service/planfeststellung/oeffentlichkeit/landesentwicklung_verkehr/index.html#raumordnungsverfahren1

Wir werden unsere Positionen gemeinsam mit den bereits gesammelten Protestunterschriften der Brügerinnen und Bürger über die Gemeinde bei der Regierung von Oberbayern einbringen und alles dafür tun um die Monstertrasse zu verhindern. Zum Schutz unserer Heimat.

Online-Petition abgeschlossen. Bürger fordern freien Blick auf die Berge.

Die meisten Bürgerinnen und Bürger hatten ja bereits mit einer Unterschrift auf unseren Protestlisten schwarz auf weiß ihren Unmut gegen die geplante Höchstspannungsleitung auf der sogenannten Nordtrasse zwischen Haimhausen und Inhausen kundgetan. Inzwischen haben wir aber auch unsere Online-Petition abgeschlossen.

Interessant ist ein Blick auf die zahlreichen Kommentare der Unterzeichner. So begründet Franziska Lerchl aus Haimhausen ihren Protest: „Weil ich nicht möchte, dass mein Heimatdorf Haimhausen durch die Monstertrasse nachhaltig beeinträchtigt wird.“ Und Elke Rossberg aus Eching fordert: „Keine weitere Flächenversiegelung. Nutzung der bestehenden Trasse so weit wie möglich. Verhinderung eines Eingriffs in das Landschaftsschutzgebiet.“

Helmut Brucher aus Haimhausen notiert: „Der schöne Bergblick ginge verloren und der Mastenwald ist beängstigend.“ Rolf Bunzel aus Haimhausen schreibt „Die schönste Fläche von Haimhausen wird verschandelt.“ Karin Rauch aus Eching fordert: „Keine weitere Landschaftszerstörung im Münchner Norden und zusätzliche Beeinträchtigungen der dort wohnenden Menschen“.

Ein Haimhausener, der seinen Protest anonym abgegeben hat, hinterlässt den Wunsch: „Ich möchte weiterhin einen freien Blick auf die Inhauser Kirche, München und die Berge haben.“ Ein Bürger, der nicht öffentlich genannt werden will, schreibt: „Ich wohne und lebe in Haimhausen seit vielen Jahren. Die Naturschönheiten im Münchner Norden sind begrenzt, werden aber durch die Erfordernisse der zunehmenden Siedlungsaktivitäten leichtfertig geopfert. Notwendige Infrastrukturmaßnahmen werden zu oft ausschließlich nach deren Rentabilität geplant. Sinnvolle Alternativen (Beibehaltung der alten Stromtrasse) werden zu oft der Rentabilitätsrechnung geopfert, zu Lasten der Umwelt, zu Lasten der Anwohner und deren Wohlbefinden. Letztendlich auf Kosten (emotional aber auch monetär wegen Wohnwertverschlechterung) der Anwohner.“

Blick von Haimhausen Richtung Alpen

Ein ebenfalls anonymer Bürger aus Haimhausen schreibt:

„Ich bin 18 Jahre alt und habe meine ganze Kindheit in dem wunderschönen Haimhausen verbracht und war viel draußen in der Natur unterwegs und auch jetzt bin ich gerne draußen und genieße die Aussicht bei einem ruhigen Spaziergang. Ich habe vor länger hier zu bleiben, weshalb mir dieser Ort wichtig ist und ich nicht will, dass das Bild durch solche Leitungen verschlechtert wird. Und auch der Blick auf die Berge ist wunderschön und dies sollte sich auch nicht ändern.“

Allen Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der Online-Petition gilt unser Dank. Die Unterschriften werden in Kürze gemeinsam mit den Protestnoten der schriftlichen Unterschriftenlisten an die Gemeinde und die TenneT übergeben.